Wie Nitrat im Wasser unsere Gesundheit beeinflusst und was der Unterschied zu Nitrat im Gemüse ist
Nitrat im Wasser und welche Rolle die Landwirtschaft dabei spielt, haben wir uns im ersten Teil unseres Nitrat Artikels angeschaut. Warum die Wasserwerke vor einem fast unlösbaren Problem stehen. Wie die Grenzwerte für Nitrat im Wasser aussehen und ob sie etwas taugen. Und warum nicht noch mehr gegen Nitrat im Wasser getan wird.
Im zweiten Teil des Artikels nun zu weiteren Fakten über Nitrat und über die gesundheitlichen Auswirkungen.
Wie Nitrat im Wasser auch zum finanziellen Problem wird: Die Kosten
Ein pikantes Detail gibt es in Bezug auf die Kosten des Nitratproblems: Neben dem Geld, welches Wasserversorger für die zusätzliche Reinigung aufwenden, geben sie viel Geld für Beratungs- und Kooperationsleistungen an Landwirte aus - z.B. für die Beschränkungen der Bewirtschaftung: Allein in Niedersachen gaben die Wasserversorger 2013 dafür 18,5 Millionen Euro aus. Dieses Geld holen sie zum großen Teil über ein Wasserentnahmeentgeld von den Verbrauchern zurück, also über einen erhöhten Wasserpreis (Ausnahmen: Bayern, Thüringen, Hessen). Objektiv gesehen ist diese Lösung immer noch günstiger als die Bearbeitung des Wassers im Wasserwerk. Allerdings ist die Teilnahme an Beratung und Kooperation für die Landwirte freiwillig. (2,11)
Jeder von uns zahlt mit
Der Wasserpreis enthält bereits Kosten für die notwendige Nitratentfernung. (4) Wenn die Lage nicht besser wird, sagt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) eine Steigerung der Trinkwasserkosten für einen Drei-Personen-Haushalt von bis zu 62 Prozent voraus. In einer ähnlichen Größenordnung liegt das Kostenszenario des Umweltbundesamtes mit 32 bis 45 Prozent für eine vierköpfige Familie. (5,6,11)
Hier darf nicht der Wasserkunde einseitig belastet werden.
Hans-Hermann Baas
Vizepräsident der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW). (3)
Ebenso würde eine Absenkung des Grenzwertes für Nitrat im Wasser sofort zu einem erheblich höheren Wasserpreis führen. Genau genommen zahlen wir sogar dreifach, da die EU die Landwirtschaft mit jährlich gut 60 Milliarden Euro subventioniert. (11)
Nitrat und Weizen – Oder: Warum wird so viel Dünger ausgebracht?
Landwirte argumentieren, sie müssten eine bestimmte Menge an Dünger einsetzen, um den deutschen Elite-Weizen mit 14% Protein zu produzieren. Hintergrund: ein hoher Proteinanteil erleichtert es Bäckern, daraus Brot und Brötchen zu backen („Klebereiweiß“ … ironischerweise ist dies dasselbe Protein, was danach die Darmprobleme vieler Konsumenten verursacht, die unter einer nicht erkannten Gluten-Unverträglichkeiten leiden). Notwendig ist ein hoher Glutenanteil im Weizen aber nicht, wenn man als Bäcker sein Handwerk versteht.
Ein zweiter Grund: Landwirte, die ihren Weizen an den Getreidehandel verkaufen, bekommen für Weizen mit einem höheren Gehalt an Protein mehr Geld. Einige Fachleute finden diese Regelung völlig überholt.
Prof. Dr. Friedhelm Taube meint dazu: „Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass der Proteingehalt eben nicht entscheidend [für Bäcker] ist, ist es nicht vermittelbar. Man legt Wert auf diesen Proteingehalt.“ Er bestätigt, dass dies eine weltweite Fehlinformation ist. (18)
Nitrat und Klima
Aus zu viel Dünger im Boden entsteht zusätzlich zum Nitrat im Wasser auch noch Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O), welches in die Luft entweicht. Lachgas ist rund 300 mal klimaschädlicher als CO2. Die Überdüngung ist also nicht nur schädlich für den Boden und das Grundwasser, sondern beeinflusst also auch noch die Luft.Nitrat - gesund oder gar krebserregend?
Ist Nitrat im Wasser gefährlich?
Nitrat ist ein Stickoxid. Stickoxide wurden in den 90er Jahre erforscht und man fand heraus, dass Stickstoffmonoxid (NO) eine wichtige positive Rolle als Signalmolekül und für das Immun- und das Gefäßsystem spielt. Nitrat (NO3) beispielsweise in einem Rote-Beete-Saft hat sich als vorteilhaft für Zahnfleisch- und Darmgesundheit erwiesen. (12)
Wo liegt dann das Problem?
Problematisch kann Nitrat dann werden, wenn es nicht aus Obst und Gemüse stammt. Fehlt im Magen das Vitamin C, kann aus Nitrat Nitrit werden und daraus können sich wiederum Nitrosamine bilden, die Krebs verursachen können. Sprich: Nitrat in Obst und Gemüse geht immer mit einem gewissen Vitamin C Anteil einher, der diese unheilvolle Umwandlung verhindert. Nitrat im Wasser oder in der Wurst dagegen sollte unbedingt vermieden werden.
Nitrat in der Forschung
Forscher haben mittlerweile den Zusammenhang zwischen Nitrat im Wasser und Darm-, Blasen-, Brustkrebs (jeweils drei Studien) belegt. Vier Studien fanden einen Zusammenhang zwischen Nitrat und Schilddrüsenkrankheiten. Wenn man alle Studien heranzieht, gibt es für Darmkrebs, Schilddrüsenkrankheiten und Neuralrohrdefekte die eindeutigsten Belege. (17) Dazu wollen wir Ihnen zwei bedeutsame Studien im Detail vorstellen. Wie Sie in der zweiten Studie sehen, sind auch unsere Kinder nicht davon ausgenommen.
Neue Zahlen sind alarmierend
Dänische Wissenschaftler stellen den Grenzwert von 50 mg/l Nitrat im Wasser infrage. In einer großen Studie hatten sie geprüft, wie der Nitratgehalt im Trinkwasser mit dem Darmkrebsrisiko langfristig im Zusammenhang steht. Ausgewertet wurden Daten von 1,7 Millionen Menschen aus den Jahren 1978 bis 2011.
Die Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen Nitratgehalt und Darmkrebsrisiko: die Personengruppe, die mit mehr als 16,75 mg/l der höchsten Belastung ausgesetzt war, hatte ein 16 Prozent höheres Risiko für ein kolorektales Karzinom (Krebs in Dickdarm und Enddarm) im Vergleich zu Personen, die mit weniger als 0,69 mg/l am wenigsten Nitrat über das Trinkwasser aufgenommen hatten. Ähnlich war die Häufigkeit mit Blick auf die Diagnose Dickdarmkrebs (ohne Enddarm): + 15 Prozent - sowie Krebs im Enddarm: + 17 Prozent. (14)
Das spektakulärste Ergebnis ist jedoch dieses:
Sowohl für das kolorektale Karzinom als auch für Enddarmkrebs allein stieg das Erkrankungsrisiko signifikant schon ab einem Wert von mehr als 3,87 mg Nitrat pro Liter. Für Dickdarmkrebs (ohne Enddarm) war ein Risikoanstieg erst ab einem Wert von 9,25 mg/l nachweisbar.
Die Forscher werten dies als besonders bedenklich, denn das Risiko stieg bereits bei einer Nitratkonzentration, die sehr weit unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert liegt.
Sie bestätigen damit eine ähnliche spanische Studie aus dem Jahr 2016. (1,14,17)
Studie der Environmental Working Group (EWG)
Die Nitratbelastung des Trinkwassers in den USA könnte laut einer Studie aus dem Jahr 2019 der Environmental Working Group (gemeinnützige, unparteiische Organisation) bis zu 12.594 Krebserkrankungen pro Jahr verursachen. Die Forscher haben für ihre Untersuchung die Erkrankungen pro Bundesstaat gezählt, die auf Nitratbelastungen in der öffentlichen Wasserversorgung zurückzuführen sind. Bei 80 Prozent der Erkrankungen handelt es sich um Darmkrebs. Auf den Rest entfallen Krebserkrankungen von Eierstock, Schilddrüse, Niere und Blase.
Nitrat im Wasser wird zudem auch mit schweren Gesundheitsproblemen bei Neugeborenen in Verbindung gebracht. Die Environmental Working Group geht davon aus, dass diese Verunreinigung für 2.939 Fälle von sehr geringem Geburtsgewicht (kleiner 1,5 kg), 1.725 Fällen von sehr frühen Frühgeburten (vor 32. Woche) und 41 Fällen von Neuralrohrdefekten verantwortlich sein dürfte.
Die Kosten für die Behandlung dieser Erkrankungen werden auf bis zu 1,5 Mrd. Dollar, rund 1,3 Mrd. Euro, geschätzt. (1)
Die Konsequenz: Eigenverantwortung nötig
Laut amerikanischen Forschern der vorigen Studie liegt der Grenzwert, bei dem keine negativen Folgen für die Gesundheit zu befürchten sind, bei 0,14 mg/l Nitrat im Wasser. Dieser Wert ist 70-Mal niedriger als der derzeit in den USA geltende Grenzwert und 350-Mal niedriger als der EU-Grenzwert. Dann liege das Krebsrisiko bei nur noch eins zu einer Million. (1)
Da die Aufrüstung der Wasserwerke um solch niedrigen Grenzwerte einzuhalten Millionen, wahrscheinlich sogar Milliarden Euro kosten würde, brauchen Sie allerdings nicht darauf zu hoffen.
Nitrat im Wasser wird ein Gesundheits-Risiko bleiben.
… außer Sie nehmen es selbst in die Hand!
Die Filteranlagen von misterwater® hingegen schaffen es, mit Hilfe von Umkehrosmose neben Schwermetallen, Medikamentenrückständen, Pestiziden, Herbiziden usw. auch das Nitrat herauszufiltern.
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Quellen:
(1) Krebs durch zu viel Nitrat im Trinkwasser: Forscher fordern überarbeitete Grenzwerte (21.06.19) - https://www.baulinks.de/webplugin/2019/0779.php4
(2) Nitrate in U.S. Tap Water May Cause More Than 12,500 Cancers a Year - https://www.ewg.org/research/nitrate-us-tap-water-may-cause-more-12500-cancers-year (veröffentlicht Juni 2019)
(3) „Kommunale Trinkwasserversorgung muss Vorrang haben, gerade auch in Zeiten des Klimawandels“ - https://www.baulinks.de/webplugin/2020/0406.php4
(4) Wieviel zahlen Trinkwasserkunden für die Überdüngung? (Juni 2017) - www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/factsheet_kosten_nitrat_trinkwasser_0.pdf
(5) Dünger kann Trinkwasser bis zu 45% teurer machen - https://www.baulinks.de/webplugin/2017/0894.php4
(6) Nitratverschmutzung führt zu stark steigenden Wasserpreisen - http://www.bauletter.de/archiv/2017/2017-01-29.php
(11) BUND-Studie: Nitrat im Trinkwasser - www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/fluesse/fluesse_trinkwasser_nitrat_studie.pdf
(12) Ist Nitrat wirklich gesundheitsschädlich? - https://christian-dittrich-opitz.de/2019/11/10/christian-opitz-ist-nitrat-wirklich-gesundheitsschaedlich/
(14) Nitrat im Trinkwasser erhöht Darmkrebs-Gefahr - https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Nitrat-im-Trinkwasser-erhoeht-Darmkrebs-Gefahr-231999.html und https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ijc.31306
(17) Drinking Water Nitrate and Human Health: An Updated Review - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30041450/
Beitragsbilder:
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